Die Schlei
Die Schlei Geographisch   Eine Hymne   Baumaterial Endmoräne    Die Sage von der Kirchenglocke
 


 Die Schlei und ihre Geschichte
Von Johannes Thomsen

Uralte Lebensader der Stadt Schleswig, Schauplatz sagenumwobener Kämpfe, schönste Ostseebucht, zieht sich die Schlei mehr als 30 Kilometer lang ins Land hinein, zuweilen flußartig eng, dann plötzlich seeartig sich erweiternd, dem Besucher eine selten anmutige, unberührte Natur aufzeigend. Hier zeigt sich Schleswig-Holsteins Landschaftsgesicht im schönsten Bilde. Keiner sprudelnden Übermütigkeit begegnet man hier, alles atmet bedachtsam Ruhe, Ernst und Gemüt. Wer fremd und mit stürmender Neugier kommt flüchtig und eilig tut, dem tönt wohl aus der Landschaft und den mit ihr verschmolzenen Menschen Liliencrons Wort abwehrend entgegen; "Lat mi tofreden" Im Rohr der Schleibuchten raunen die glucksenden Wellen von langer Geschichte in dauerndem Auf und Ab der bewegten Jahrhunderte im meerumschlungenen Lande. Es ein langer Weg von den Zeiten, da Haithabus große Handelsflotte und hochbordige Wikingerschiffe die Schlei hinabstrebten mit geblähten Rabensegel zum freien "Ostensalt", bis zu unseren Tagen. Im Bannkreise des "Schleistroms" wie die alten Germanen ihn nannten, vollzog sich n blutigen Ringen das Geschick des Landes. Von der Gründung der Mark Schleswig am Schleiufer durch den ersten König der Deutschen, Heinrich, den Niedersachsen vor 1000 Jahren, weist jedes Jahrhundert Not, Kampf und Sieg auf. Ob zwischen den Königen der nordischen Nachbarreiche Kriegslärm und Not über die Völkerbrücke Schleswig-Holstein getragen, ob die alte Streitfrage Deutsch oder Dänisch zu bewaffnetem Austrag kam, immer stand die alte Schleistadt Schleswig und das Schleiland im brennenden Mittelpunkt des Geschehens.

Alle Freude am Schauen in der schleswigschen Parklandschaft wird gekrönt durch eine Schleifahrt!

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MS PUCK, Fahrgastschiff auf der Schlei

Gleich nach der Abfahrt des Schiffes vom Schleswiger Hafen hat das Auge reiche Beschäftigung, denn in stattlicher Länge baut sich Schleswig, von Dom und Schloß überragt vor dem Schauenden auf. Am linken Schleiufer liegt in stiller Romantik der Holm, das Fischerquartier, mit dem 1196 gegründeten St. Johanniskloster. Über die Möweninsel hin zur Haithabuer Hochburg nimmt das Auge auch noch die Wasserfläche des Haddebyer Noores auf, an das sich, auch mit schönen Waldufern bekrönt, das stille Selker Noor anschließt. Auf hoher Heide ragt "König Sigurds Höhe", der Königshügel, das Weihegrab Knuba's und Sigurds, der letzten Haithabuer Könige. Eine wunderbare Fernsicht gewährt diese Höhe.

Am rechten Schleiufer bieten Fahrdorfs Strohdachhäuser ein friedliches Dorfbild. Links grüßt von hohem Ufer das alte Klensby herüber, ein freundliches Wanderziel. Hinter dem alten Hof Winning mündet die Loiterau (Füsinger Au) in die Schlei. Wer sich die Mühe macht, den Flußlauf der Loiterau per Faltboot oder zu Fuß die Ufer hinauf zu verfolgen, der findet ein ungemein naturschönes, abwechslungsreiches Gebiet und eine blühende Fischzucht.

Die "Große Breite" ist erreicht, wie zu einem großen Binnensee weitet sich hier die Schlei. In weltferner Stille, umgeben von Wasser und tiefem Buchenwald, liegt Schloß Louisenlund, der einstige Sommersitz des Gottorfer Statthalters Landgrafen Carl von Hessen, heute im Besitz des Herzogs Friedrich, zu Schleswig-Holstein. Schloß Louisenlund am Südufer der Großen Breite von seinem Besitzer, Herzog Friedrich, als Internat und Landerziehungsheim zur Verfügung gestellt, war früher Mittelpunkt eines Gutes von 600 Hektar. Nach einer alten Ziegelei hieß das Gut TEGEILHAVE. Es war 1530 im Besitz von Schak Seestede, 1530 von Herzog Adolf I von Gottorf, 1770 schenkte es König Christian VI von Dänemark seiner Schwester Louise, Gemahlin des Statthalters zu Gottorf, Landgrafen Carl von Hessen, als Sommeraufenthalt. Das nach der Landgräfin benannte Schloß, das später der herzoglichen Linie Schleswig - Holstein - Sonderburg - Glücksburg zufiel, ist ein Ziegelbau mit Zementputz und Schieferdach. Es liegt nahe am Schleiufer mit herrlichem Blick über die Schleilandschaft. Eine alte schöne Lindenallee und der weite Park erfreuen den Besucher. 1790 errichtete der Landgraf im Park einen wuchtigen "Freimaurerturm", in dem Versammlungen abgehalten, aber auch alchimistische Versuche angestellt wurden. Bei der aus Holz erbauten Kapelle ruhen im Waldesdom Herzog Friedrich Ferdinand und seine Gemahlin Caroline Mathilde, die Schwester der letzten deutschen Kaiserin.

Drüben am hohen Tannenwaldufer leuchtet der schöne Sandstrand von Weseby und ladet zum Baden ein. Flußartig eng wird plötzlich das Schleital bei Missunde. In den Bauernhäusern des kleinen Ortes sitzen in den Fachwerkmauern noch die Kanonenkugeln von dem Gefecht der Preußen gegen die am Jenseitigen Ufer besonders stark verschanzten Dänen am 2. Februar 1864, Links wie recht legt in Missunde das Schiff an. Reger Betrieb der Sommergäste, die in eigenen kleinen Sommerhäuschen am Rande des schönen, weiten Tannenwaldes, wie auch drüben in klein Westerlands wohnen, herrscht in Missunde. Links schimmert das alte Brodersby hernieder, ein alte Ort denn schon um 800 saßen hier, wie in der Folgezeit, die Untertanen Gorms des Grausamen auf festen Höfen. Die kleine Kirche mit angebauten hölzernem Glockenturm ist eine Feldsteinkirche aus dem 12. Jahrhundert, ein schlichter Bau. Vorn Friedhof bei der Kirche sieht man auf den nahen "Schleistrom" hinab. Prächtig windet sich die Schlei durch die landschaftlich reizvolle Enge bei Missunde. Auf hohem Ufer, links, wo einstmals die Kapelle zum finsteren Stern stand, hausten jene Mönche, die dem totgeweihten König Erich auf dessen Bitte das letzte Gnadenmahl spendeten, bevor der Beauftragte Herzog Abeis von Schleswig, der Dänenritter Lauge Gudmundsohn, den König tötete und kettenbeschwert in die Schlei versenkte. Dies geschah am 7. August 1250. An der "Königsburg" vorbei, einer Villa, die sich an der Stätte einer ehemaligen Burg (von König Erich. dem Pommern angelegt) erhebt, fährt das Schiff durch die breiter werdende Schlei auf Ulsnis zu. Freundliche Gaststätten und Villen lugen aus dem Buchenwald hervor. Hinter dem Wald sieht man die Ulsnisser Kirche, ein eigenartiger Bau, bei dem man kaum feststellen kann, wo Kirchen Schiff und wo Chor sind. Die Kirche war einst durch eine feste Friedhofsmauer geschützt. Vom nahen hochgelegenen Glockenturm hat man einen Prächtigen Blick über die Schlei. Nach einem ersten Umbau wurde die Kirche 1838 neu geweiht und später mehrfach verändert. In der Kirchenmauer sind Felsreliefs, vielleicht einstige Sockelsteine eingemauert. Das Innere war früher reich ausgestattet. Ein "Ritter St. Georg" aus dein 15, Jahrhundert ist noch vorhanden. Frühe Wandmalereien waren kurz nach 1800 noch vorhanden. Sie stellten die dänischen Könige von dem sagenhaften Dan bis Christian VII. dar. Ein schlanker Dachreiter angeblich aus dem 16. Jahrhundert, ziert die Kirche, die einst als "Willehadskirche". geweiht wurde. Das Südportal hat ein gutes Relief.

Nach kurzer Weiterfahrt öffnet sich die große Klappbrücke der Bundesbahn bei Lindaunis, um das Schiff durch zulassen.Wenige Minuten Bahnfahrt sind es nur vonLindaunis bis Süderbrarup, wo sich Angellandes größtes und ältestes germanisches Kult - Heiligtum befindet; das Opferbecken des Thorsberger Moores. Hier, wo jahrhundertelang Opfer- und Thingplatz war, haben die alten

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Angeln vielleicht jenen Beschluß zur Meerfahrt nach Britannien gefaßt. Süderbrarup ist ein aufblühender Ort,dem als wirtschaftlicher Mittelpunkt des südlichen Angeln Bedeutung zukommt, in erster Linie in der Vieh- und Schweinezucht. Nicht weit vom Ort entfernt liegt das durch gut erhaltene Fachwerkbauten großer Bauernhöfe bemerkenswerte Dorf Norderbrarup. Der nadelspitze, überschlanker Dachreiter Norderbraruper Kirche reckt sich als Wahrzeichen in die Luft. Ein Besuch der Kirche ist lohnend. Es handelt sich um den trefflich Hausteinbau einer spätromanischen Marienkirche, einstmals sehr reich gestaltet. Im Laufe der Zeiten ist vieles am Bau zerstört worden. Aber ein gutes Tympanom rein rein romanischen Südportal und der saubere attische Sockel sind nocherhalten. Auch das (geschlossene) Nordportal ist romanisch. Vorn Südportal gingen die Schönen Säulen verloren. Selten wertvoll ist der Bau des hölzernen Glockenturmes mit kurstvollen schweren eichenen Stützen und Bändern. Im Kircheninnern ziehen der gotische Altar von 1450 und u. a. der Taufstein mit reicher Majuskelinschrift voll 1486 die Blicke des Besuchers an.

Von Lindaunis geht die Fahrt durch das immer breiter werdende Schleibecken weiter, Sieseby rechts und Karschau links anlaufend. Ein romantisches, Frieden atmendes Bild bietet die alte, hart am Ufer unter Bäumen versteckte Siesebyer Kirchen, umgeben von strohbedecketen Bauernhäusern. Kein moderner Zug in der Bauweise stört die Umgebung. Sieseby wird schon 1276 urkundlich genannt. Zu Beginn des 30jährigen Kieges wurde die Friedhofsmauer verstärkt bzw. Erneuert. Der Kichenbau ist spätromanisch, teils aus gespaltetem Granit. Der Turm hat ein Satteldach. An der Nordseite der Kirche befindet sich ein Grabgewölbe des Adelsgeschlechtes von Ahlefeldt., an der Südseite ein solches der Familie von Thienen. Die Ufer der breiten Schlei sind herrlich anzuschauen. Wälder, Wiesen, und wogende Kornfelder so weit man sehen kann.

Weiter der Schlei entlang, kommen wir nach Arnis. Die kleinste Stadt Deutschlands. Über 100 Arnisser Segelschiffe kreuzten einst die Meere. Manche Schiffe fuhr sich goldenen und silbernen Lohn zusammen und verlebte einst friedlich seinen Feierabend unter den linden des Heimathafens Arnis. Die Zeiten sind dahin. Aber die eigenartige Arnisser Kirche erzählt noch von jenen bedeutsamen Tagen. An der flachen Holzdecke der Kirche hängen Segelschiffmodelle, Geschenke von aus Seenot geretteten Arnisser Seefahrern. Die Kirche wurde in den Jahren 1677 - 1673 erbaut und zwar aus Fachwerk zunächst. Sie erhielt 1733

eine Ziegelmauer. Der Altar ist ein Geschenk des Kammerherrns von Brockdorf und kam von der Borener Kirche nach Arnis.

Weiter trägt uns das Schiff. Die Schlei wird wieder eng. Nahe tritt rechts der Buchenwald ans Ufer. Ja, der Wald gehört zur Landschaft, ist ganz mit ihr verwachsen. Ein Kirchturm grüßt die Schleifahrer: Kappeln. Der Anblick dieser Schleistadt vorn Schiff aus ist sehr reizvoll. Der Schutzheilige des Schleistoms und seiner Fahrensleute, der von der Kirchturmspitze niederblickende Christopherus, dessen Kolossalstandbild wir im Schleswiger Dom bewundern können, unserer Fahrt gut gesinnt, er dreht sich im Winde und weist uns nach Schleimünde hin, die große Natur der offenen See zu genießen. Wir verstehen wohl, aber das freundliche Kappeln möchten wir zuvor besuchen, seine guten Gaststätten laden mit hellem Gesicht den Fremden ein. Wo sind nicht auch die guten Kappelner Rauchfische bekannt? Als Fischerort ist Kappeln um die bereits im 12. Jahrhundert für Seeleute erbaute Kapelle herum entstanden. Der Ort wurde nur langsam, weil über seinen Besitz hin- und hergestritten wurde. Heute ist Kappeln eine durch lebhafte Industrie blühende Stadt. Neben der Fischindustrie und dem Schiffbau (kleinere Fahrzeuge) befruchtete die große Fabrik für Nestle - Erzeugnisse in erster Linie, dann aber auch ein Bekleidungswerk und andere Unternehmen die Kappelner Wirtschaft. Das Adelsgeschlecht von Rumohr auf dem nahem Gut Roest hatte Kappeln in Besitz, während das Schleswiger Domkapitel den Kirchengrund Innehatte und auch den 1 Kirchendienst versah. Die Kappelner Stadtgeschichte fällt mit der Geschichte des Gutes Roest zusammen. Die sehr große Kirche ist ein eigenartiger Bau mit Palastfassade und zweigeschossigen Emporen im Innern. Das Altarblatt, ein um 1641 von Hans Gudewerdt geschaffenes Meisterwerk des Barock ist sehenswert. Epitaph und Grabgewölbe sowie einige Kichenstühle der Adelsfamilie von Rumohr auf Roest weiter zu besichtigen. Der Turm ist ein hübscher Vertreter des Barock mit edel geformtem Helm. Von der Plattform des Turmes bietet sich dem Schauenden ein herrlicher Rundblick. Das Auge fliegt über ein wundersames, reichgestaltetes Landschaftsbild, dem jene großartige Mischung von Hügellandschaft, Wald und Wasser und der Anblick der weiten blauen Ostsee seinen unvergeßlichen Stempel aufdrückt:

Mit der Schönheit Fülle hat Dich Gott beglückt,
hat mit holder Anmut lieblich Dich geschmückt!
Wechselvolle Bilder beutst Du ringsumher,
und an Deinen Grenzen rauscht das blaue Meer!

Durch die bis auf den Grund klaren Fluten, an dem Gewirr der Kappelner altertümlichen "Heringszäune" an der Schleistraßenbrücke vorbei durch den lebendigen Hafenverkehr geht Fahrt Schleimünde. Noch einmal weitet sich die Schlei zu einem großen waldumsäumten Haff, dann haben wir die Ostsee erreicht. Da liegt sie nun in ewig bewegter glitzernder Weite! Wir haben klare Sicht. Die dänische Insel Aroe mit ihren Wäldern und Ortschaften ist sichtbar, Nördlich leuchtet die schöne Insel Alsen. Das Eiland Schleimünde ist Naturschutzgebiet Wer ornithologische Studien treiben will, findet hier ein hochinteressantes Gebiet, unzählige Vogelarten nisten hier.

Auf der Rückfahrt besuchen wir den zünftigen Fischerort Maasholm. Ein Erlebnis für sich. Olpenitz erscheint uns wie eine Halligenlandschaf. Über der Ostsee und dem weiten Schleihaff liegt Sonnenglanz in Fülle, die das Auge blendet. Nichts verrät bei diesem Bilde auch die andere Seite, wenn der Sturm tobt und die wildgewordene See ihre Pranken erhebt zu schaumgekrönten Wüten und die Felsenriffe vor der Schleimündung zu einem Friedhof für viele Schiffe machte.

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Reiche unberührte Natur und reiche Geschichte weben ihren Zauber um die stillen Ufer der Schlei. Wenn im Jahreskreislauf Sonnenglast und Lebensfreude am stärksten sind, belebt sich die Schlei im Juli mit buntem Seglerleben zur weltbekannten Schleiwoche. Hunderte weißer Segel flattern im Winde. Und viele Menschen kommen, sich Seele und Körper gesund zu baden in dem unvergleichlichen Stahlbad der Natur, wie es die Schlei mit ihren schönheitsgesegneten Gestaden als eine Besonderheit des meerumschlungenen Landes für jeden bereithält.

Aus der Schrift "Schleswig und die Schlei" Verlag Schleswiger Nachrichten 1954


Eine Hymne auf die Schlei

Du bist kein Strom, kein erdgenährter Fluß.
Du schleppst nicht Steine und nicht Ackerkrumen
bodenzerwühlend und nagend an das Meer.
Du bist die Meerestochter selbst,
von Götterlaune ausgespielt ins Land,
hineingestoßen in des Bodens Kruste,
daß seine Seele sich in dir verliert.
Du trägst als Sinnbild deiner Sendung
die reife Uferfracht der Bauernfäuste.
In deinem Glanze spiegelt sich der Dom
und mahnt mit Brüggemanns Unsterblichkeit
an Schleswigs Würde und Bestand.
Und wie du deine Ufer schön umsäumst
so weht zugleich im Rhythmus deines Rauschens
des längst verklungenen Geschehens Laut;
klagend in Umsicht, schreiend in der Böe
und sonnbeglänzt im Urgrund deines Wissens.
In deinem Atem schwingt die Zeit,
Rokokoglanz und finsternde Romantik.
Dein Wellenmurmelmund verrät die Todesfahrt
der Wikinger - als strömend Feindesblut
das Buggekräusel deiner Lust verfärbte.
Du kennst Missundes schwarze Sternkapelle,
kennst Erich Ploogpenning und Herzog Abel,
den Königs - Brudermörder - kennst auch Lauge,
des Wut und Rachgelüst den toten König
in deine Fluten warf, daß heute noch
den Heringsfischern graut vor deiner Wellen Scham.
Was Bardensang und Sage ausgeklungen -
daß auf Kongsteen einst Danmarks König fror,
und Knudsens Steg zur Schauerstätte ward,
weil über ihn die Teufelsrosse jagen
wer kennt die Mären alle aus der Krönk,
wer schöpft die Rätselkunde deines Wissens aus,
die du im Spiel der Wellen schleiernd sinnst?
Die Häuser - "in memoriam" - Missunde, 48, 64,
der Preußen Übergang, die Schanzenhügel
deines Ufers - sind Pfänder des Vertrauens,
das Nahe durch das Ferne zu beleben,
mit neuer Kraft zu neuem Ziel zu streben!

Schön bist du, blau und waldumgrünt,
der neue Sinn hat alte Schuld gesühnt.
Du bist der Rhein in Deutschlands Norden,
bist was du allzeit warst geblieben und -
geworden!

Von Ludwig Hinrichsen (Kappeln)

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Die Schlei Geographisch

Den Interessierten Lesern versuche ich die tektonischen Vorgänge der Schlei mit ein paar wenigen Sätzen etwas näher bringen. Wir müssen uns die westliche Schlei vor der letzten Eiszeit wie eine große Bodenmulde vorstellen, in der sich die Oberflächenwässer sammelten. Es wurde in unseren Breiten kälter und mit der Kälte kamen die Gletscher über unser Land geschabt. Zuerst aber schoben die Gletscher nicht gleich den Schutt vor sich her sondern Wasser, angereichert mitTonbestandsteilchen. Diese Tonablagerungen, die sich in dieser überdimensionalen Wanne niederließen, brachte wiederum um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts die Ziegeleien in Schleswig - Pulverholz, Borgwedel, und Stamp - Füsing sowie einige andere dazu sich hier niederzulassen.
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Die Schlei und  Missunde um 1700

und heute.

Wiederholte Gletschervorstöße schufen die Endmoränen der Hüttener Berge und die sandigen Kuppen von Nübel und Lobacker. Es ist anzunehmen, daß zu dieser Zeit noch die Verbindung von der Großen Breite nach der Eckernförder Bucht bestanden hat. Vorn Windebyer Noor her erfolgte eine Aufspülung des Schmelzwassersandes, deutlich zu erkennen in der Umgebung von Schnaap. Dieser aufgespülte Sand bewirkte die Zuschüttung des alten Wasserarmes von der Großen Breite zur Eckernförder Bucht. Durch diese Sandaufspülung entstand auch die Terrasse von "Burg". Die Große Breite füllte sich zunehmens mit Wasser und suchte einen Ablauf nach Osten, den sie schließlich durch die Bildung des flußartigen Durchbruchtales bei Missunde entstehen ließ.Erst mit dem Rückgang der Eismassen (vor etwa 18.000 Jahren) entstand die jetzige Ostsee in der heutigen Form. Wir müssen bedenken, daß die Westküste seinerzeit etwa bei Bornholm war. Ganz Schleswig - Holstein wurde darmals von der sogenannten  Litorina - Senkung

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erfaßt, die die Ostsee bis an die jetzigen Küsten vordringen und die heutigen Förden entstehen ließ. Vorher waren diese, also auch die Schlei, nur Landtäler mit kleinen Süßwasserseen. So läßt sich aucherklären, daß sich die Fischer noch etwas südöstlich von Bornholm die Netze an Baumstümpfen zerissen haben. Am Meeresgrund liegen noch die Baumreste eines ehemaligen Waldes. In der Kieler Förde vor Ellerbek allerdings handelt es sich um eine Erdsenkung. Hier wurden Reste eines Waldes in etwa 8 - 9 Meter Tiefe entdeckt.
Durch die spätere, allerdings nur geringe Landhebung, entstanden durch weitere Wasserströmungen Nehrungen die die zerklüfteten Ufer etwas gradliniger erscheinen ließen. Zu solchen Nehrungen zählen Reesholm, Kielfoot und Hakenhöft sowie den Strand von "Klein Westerland", gleich neben der Burg gelegen. Noch um 1950 konnte man hier leichte Sandanlandungen registrieren. Dies wußten bereits unsere Vorfahren, die Steinzeitmenschen, zu nutzen. Durch Baggerarbeiten kamen Fundstücke zu Tage die hierauf hinweisen. Diese lebten allerdings nur von dem Fischfang und der allgemeinen Jagd (Dr. Herbert Heck, 1937, Seite 6).
 


Baumaterial aus Endmoräne

Wenige km nördlich von Schleswig liegt bei Lürschau der große Steinbruch der Kies- und Schotterwerke Nordmark, Inh. Hermann Sievers. Aus dem Abbau der in der Eiszeit entstandenen Endmoräne gewinnen Bagger täglich 500600 Tonnen Steine, die in 6 Brechern gebrochen, in Siebanlagen nach Größen sortiert und teils gewaschen werden. Der Betrieb liefert Schotter und Splitte für Straßenbauten, Zuschlagstoffe für alle Arten Beton, Steine für Deichsicherungen und fertigt Pflastersteine aus einheimischen und importierten Graniten an.

Aus der Schrift "Schleswig und die Schlei" Verlag Schleswiger Nachrichten 1954

 

 

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Die Kirchenglocke in der Schlei

Als die Kirche in Kalleby baute, hatte man nicht daran gedacht, daß man auch eine Glocke benötigte. Wie sollte diese nun beschafft werden Es war verlautbar geworden, daß sich in der Kirche von Haddeby zwei Glocken befänden, und man meinte, eine sei genug für sie dort. Die Kallebyer wurden sich deshalb einig, daß man eine der Glocken aus Haddeby holen wollte, und mutige Männer machten sich auf den Weg. Damals konnte man mit dein Boot von Kalleby in die Schlei hinaus Fahren, und da man auch ganz an die Haddebyer Kirche heranfahren konnte, so war es ja auch keine sonderlich schwere Arbeit, die Glocke an Bord zu bugsieren. Es gelang. Die Glocke wurde im Boot angebracht und man segelte heimwärts. Als sie aber auf dein halben Wege mitten in der Schlei waren, überraschte sie ein gewaltiger Sturm, und das Boot mit der Kirchenglocke versank auf den Boden der Schlei. Hier liegt sie noch heute. Wenn die Schlei bei stürmigem Wetter sehr bewegt ist, dann läutet die Glocke aus der Tiefe.                               Schleswigland 5/86