Haithabu und Dannewerk
Haitabu/Hochburg   Wissenschaft im Taucheranzug   Busdorfer Runenstein   Das Dannewerk  
Die Waldemarsmauer   Der Heerweg   Der Kograben   Die Weltstadt Haithabu

Die eindrucksvollen Wallanlagen der Wikingerstadt Haithabu liegen südlich von Schleswig am Haddebyer Noor; das Dannewerk erstreckt sich von dort bis zur Treene. Die Wälle dienten der Verteidigung Dänemarks gegen Karl den Großen und die Sachsenkaiser, später gegen die Wenden, zuletzt im Kriege 1864 gegen Österreicher und Preußen. Mancher Denkstein zeugt von den zahlreichen Kämpfen, die im Laufe der Zelt hier stattfanden (siehe auch: Die Wikinger in Kosel)
Die Haddebyer Kirche

Von Schleswig aus sieht man die Spitze ihres Dachreiters über die Baumwipfel ragen. Der kleine Bau wurde aus Feldsteinen wohl am Ende des 12. Jahrhunderts errichtet. An seinen romanischen Teilen (im Chor und Schiff) sind die Fenster und ehemaligen Türen mit Ziegeln eingefaßt, die in jener Zeit zum ersten Mai an der Waldemarsmauer verwendet wurden. Man sagt, daß Ansgar, der Apostel des Nordens, diese Kirche als erste des Landes um 850 gegründet habe. Ihr erster Bau wurde freilich bald zerstört Höchstens ein paar Holzreste, die man bei einer Grabung unter der heutigen Kirche fand, könnten davon herrühren. Allerdings wird das gleiche auch von der ehem. Marienkirche auf dem Holm behauptet.

Die heutige Kirche kann als ein Beispiel für die zahlreichen Dorfkirchen der Umgebung (besonders im dicht besiedelten Angeln) gelten: ein saalförmiges Schiff mit flacher Holzdecke, daran anschließend hinter einem runden Chorbogen der im Grundriß quadratische Chor mit gotischem Gewölbe. Die kleinen romanischen Fenster der Nordwand wurden geschlossen, als man im 18. Jahrhundert eine Empore einbaute, während die der Südwand erstmals schon in der Spätgotik bedeutend vergrößert wurden. (Das Vorhaus im Westen und die Sakristei am Chor sind Anbauten des 19. und 20. Jhdts., die ursprünglichen Eingänge in der Nord- und Süd - Wand vermauert.)
Im Innern enthält die Haddebyer Kirche einige bedeutende mittelalterliche Sku1pturen ein großes frühgotisches


 

Triumphkreuz (Ende 13. Jhdt.), einen Taufstein aus rötlichem Kalkstein in Form eines Vierpasses mit Rundbogen an der Wandung (aus der gleichen Zeit), sowie einen spätgotischen Schnitza1tar mit der Verkündung und Krönung Mariae zwischen vielen Heiligen (um 1450, neu bemalt). Hinter dem Altarschrein befindet sich eine eigentümliche Balkenkonstruktion, die oben in drei frühgotischen Kreuzblumen endigt, Wahrscheinlich Teil eines, frühgotischen Altaraufsatzes. An der mittleren Kreuzblume ist ein kleines Vortragekreuz (um 1300) befestigt.
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Kirche von Haddeby

In die Nordwand des Chors eingelassen sieht man einen spätgotisches Sakramentsschrank, dessen Tür auf der Innenseite mit einem Gemälde des Schmerzensmannes verziert ist. - Am Chorbogen steht eine Holzfigur mit Sandstein imitierendem Anstrich, die den Heiligen Ansgar darstellen soll. (Dazu wurde sie im vorigen Jahrhundert gemacht!) Ursprünglich war sie wohl ein Johannes oder Christophorus, um 1520 nach dem Vorbild von Hans Brüggemaans Christophorus im Dom geschnitzt.

 

 


 

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Die Hochburg von Haithabu

Von der Haddebyer Kirche führt der Fußweg nach Süden am neuen Friedhof vorbei und stößt nach etwa 700 m auf den Ringwall von Haithabu. Ein kleiner Umweg geht am Rande des neuen Friedhofs entlang über die Hochburg. Sie ist eine natürliche Anhöhe, welche vielleicht schon vor der Gründung von Haithabu zur Fluchtburg ausgebaut wurde. Am Abhang läßt sich ein niedriger Wall noch heute verfolgen, in den möglicherweise drei Tore einschnitten. In der Wikingerzeit wurde das Innere der Burg als Begräbnisplatz benützt, wovon die zahlreichen flachen Hügel zwischen den Bäumen herrühren. Am Ostabhang hat das Jugendaufbauwerk eine Freilichtbühne geschaffen.

Haithabu

Beim ehemaligen Nordtor von Haithabu (zwischen den Wallenden) führt hinter den dort stehenden Baracken ein Fußsteig auf den westlichen Teil des Ringwalles. Von seiner

Höhe hat man den besten Überblick über das ganze Gelände. Zu Füßen liegt das Areal der Stadt Haithabu, das zum Noor hin leicht abfällt. Das Haddebyer Noor hat im Süden Zufluß von dem anschließenden Selker Noor und im Norden (unter dem Damm der Kieler Chaussee) zwei schmale Durchlässe zur Schlei. Das gegenüberliegende Ufer steigt steil an. Dahinter sieht man in der Ferne die Hüttener Berge. Im Norden liegt, hinter den hohen Bäumen der Hochburg, Schleswig. Der Halbkreiswall läßt sich gut verfolgen, wie er (nördlich am Rand des Noors beginnt und weit herumführt - stellenweise mit Gebüsch bewachsen - bis er im Süden wieder bei einem einzeln stehenden Baum in. der Nähe des Wassers endet. Ursprünglich reichte er bis zum Noor hinab, doch wurden die Enden abgetragen. Bei ca. 600 m Durchmesser umschließt der Wall ein Gebiet von 25 ha und ist heute zwischen 6 und 11 m hoch. Etwa von Nord nach Süd durchläuft ein alter Weg die Stadt. Wo er den Wall schneidet lagen die ehemaligen Tore.

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Übersichtskarte von Haithabu.

Bis ins vorige Jahrhundert war dir Bedeutung der Wallanlagen durchaus unklar; ihr volkstümlicher Name "Oldenburg" führte sogar in die Irre. Erst systematische Grabungen in den Jahren 1900-1915, und 1930-39 (zuletzt unter Prof. Dr. Jankuhn) haben den Beweis erbracht, daß das in vielen Quellen als hervorragende Handelsstadt ,,wähnte Haithabu" hier gelegen hat. Die heutigen Wälle waren Mauern aus Holz, Grassoden und Erde. Im Laufe von zwei Jahrhunderten wurden sie nicht weniger als acht mal erneuert! Die erste Stadtmauer war an der Vorderseite mit Pailsaden befestigt und hatte einen Wehrgang. Vor der Mauer lag ein spitzer Graben. Dieses Werk wurde fortgesetzt verbreitert und erhöht, bis 7. Bau ab zwei übereinanderliegende Wehrgänge an seiner Außenseite Platz fanden (ähnlich wie sie die Landmauer von Konstantinopel besitzt). Diese Mauer dürfte insgesamt 14 m Höhe erreicht haben. - Die Tore waren in ähnlicher Weise mit Holz - Erde - Mauern befestigt und so eng, daß gerade ein Fahrzeug zur Zeit passieren konnte. Die hinter den Mauern liegende Stadt wird durch den Nord - Süd - Weg und den etwa in west - östlicher Richtung fließenden Bach in vier Viertel geteilt. Die Grabungen gaben über ihre Benützung Aufschluß: Danach hat das Nord - Ost - Viertel seit je die Handwerker beherbergt. Denn dort fand man ihre Geräte, wie die Gußformen der Gold- und Waffenschmiede, einen Glasschmelzofen u. ä. m. Diese Funde sind im Landesmuseum in Schloss Gottorf zur Schau gestellt. Die beiden westlichen Viertel wurden zunächst von Gräberfelder eingenommen und erst im Laufe des 10. Jahrhunderts besiedelt. Gleichzeitig erhielt der Bach (der etwas weiter südlich als der heutige floß) eine Holzeinfassung. Es konnte beobachtet werden, daß die relativ klein Holzhäuser z.T. viermal neu errichtet wurden, oft an der gleichenStelle, oft aber auch, wie besonders am Bachlauf, hin- und hergeschoben. Mehrere kleine Häuser gehörten zu einem Gehöft, das durch einen Zaun abgetrennt war und jedes seinen eigenen Brunnen hatte. Die Wege waren dort mit B6hlen belegt, wo in der Nähe des Wassers der Grund morastig ist. - Von allen Holzbauten fand man nur verkohlte Stümpfe. Sie zeigen deutlich, daß Haithabu nach einer großen Brandkatastrophe verlassen worden ist. Im Bach lagen zwischen verkohlten Balken die Skelette zweier Menschen, die dabei umgekommen sind.haihabu bild.jpg (14254 Byte)
Der Ringwall von Haithabu und die bewaldete Hochburg, dahinter die Schlei mit der Möweninsel.

 

 

 

 

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Wissenschaft im Taucheranzug

Die Forschungen seit etwa 1900 haben viele Einzelfragen um die Handelsniederlassung noch nicht klären können. "Wir stehen erst am Anfang der Forschung" urteilt Prof. Dr. Jankuhn. Er sprach auch den Gedanken aus, manchem Geheimnis durch planmäßige Erforschung des Hafens von Haithabu im Haddebyer Noor auf die Spur zu kommen. Da der Wasserspiegel des Noors seit dem Untergang Haithabus um mehr als einen Meter angestiegen ist, hatte man bisher von diesem Hafen keinerlei Reste gefunden.

Museumsdirektor Prof. Dr. Kersten und sein Mitarbeiter Dr. Hingst unternahmen im Sommer und Herbst 1953 eine schwierige Forschungsaktion, in der zunächst der Nooruntergrund und mit Hilfe eines Echolots vermessen wurde. Die wertvollen Karten, erstmalig für eine deutsche Ostseebucht mit wissenschaftlicher Exaktheit erarbeitet, gaben viele wichtige Hinweise über die Hafenanlagen von Haithabu. Die Forscher fanden in dem Taucher Schwendt, Ulsnis, einen für die Sache begeisterten Helfer. Er entdeckte Im Untergrund des Moors ein Kauffahrtschiff der Wikingerzeit, das bei einem Brand im Hafen von Haithabu sank. Der Fund weckte Weltinteresse. Das Boot konnte noch nicht gehoben werden (einige Schiffe sind inzwischen gehoben, siehe Weltstadt Haithabu w.u.), weil für die Technik der Hebung und die Konservierung des Bootsholzes umfangreiche Vorbereitungen notwendig sind. Für Dr. H. C. Sch1abow, den bekannten Erforscher prähitorischer Textilien, dem als Präparator von europäischem Ruf u.a. die Rettung des Nydambootes nach der Auslagerung während des 2. Weltkrieges zu danken ist, wird sich in der Haltbarmachung des neuentdeckten Kulturdenkmals des Nordens eine besondere Aufgabe ergeben. Nach Prof. Kersten ist Las Schiff etwa 16 m Länge. Eine weitere wissenschaftlich wertvolle Entdeckung war eine Unterwasser - Schutzanlage für den Hafen nach See hin. Die Pfahlgruppen sind jeweils aus 6-8 Stämmen von 16-25 cm Stärke gebildet Mittelpunkt der wichtigsten Funde ist eine Sandbank vor der Mitte des Halbkreiswalls von Haithabu. Die Wiederendeckung des alten Haithabu ist ein Ergebnis Vorgeschichtlicher Forschung. Zusammen mit den historischen Zeugnissen und den sichtbaren monumentalen Wallanlagen ergibt sich ein Bild von der Geschichte dieser Handelsstadt:chon im 7. oder 8.Jahrhundert mag der Ort besiedelt gewesen sein. Handelspolitische  Bedeutung erhielt er aber erst, als im Jahre 808 König Göttrik von Dänemark hier Kaufleute(aus Reric) ansiedelte, um den Gewinn bringenden Ost - West - Handel durch sein Gebiet zu leiten. Von Haithabu legt Hollingstedt an der Treene nur 16 km entfernt. Lediglich dieses kurze Stück mußte zu Land zurückgelegt werden, wollte man den wegen der vielen Stürme nicht ungefährlichen Seeweg um die Nordspitze Jütlands (Kap Skagen) vermeiden. Haithabu ist durch die Schlei mit der Ostsee, Hollingstedt durch die Treene und Eider mit der Nordsee Verbunden. So war dieser Weg der Vorgänger des heutigen Nord - Ostseekanals. Diese West - Ost - Richtung wird von dem alten Landweg gekreuzt, der etwa 4 km westlich von Haithabu von Jütland nach Holstein führt, noch heute von zahlreichen Hügelgräbern begleitet. An dieser Kreuzung zweier wichtiger Handelswege der Wikingerzeit blühte Haithabu bald auf. Es wurde eine wohlhabende Stadt, die sogar eine eigene Münze erhielt. Kein Wunder, daß schwedische Wikingerkönige (Olaf, sein Sohn Knuba) sie zu gewinnen suchten (um 900). Doch schon 934 wurden sie von dem deutschen König Heinrich 1. (919-36) tributpflichtig gemacht, der aus Haithabu eine deutsche Grenzmark werden ließ. Aber sein Enkel, Otto II. (973-83) verlor sie nach der Niederlage In Italien 983 wieder an die Dänen (Harald Blauzahn), die mit kurzer Unterbrechung Haithabu bis zu seinem Ende in Besitz hatten. Mehrmals wurde es von den Wenden überfallen. Eine letzte Zerstörung (um 1050) mag der Anlaß gewesen sein, die Handelsstadt auf das Nordufer der Schlei zu verlegen. Hier hat sie noch 100 Jahre den Ost-West-Handel vermittelt, der dann durch Heinrich den Löwen nach Lübeck gezogen wurde.

 

 

 

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Busdorfer Runenstein (siehe auch Burg)

Auf dem Wall kann man bis zum Südtor weiterwandern. (in der Tannenschonung dicht davor wurde das im Museum rekonstruierte Bootkammergrab gefunden). Am Westteil hat der Wall noch seine größte Höhe und Reste des davor liegenden Grabens behalten. Am schönsten ist eine Wanderung vom Nordtor über den sog. Verbindungswall zum Busdorfer Runenstein. (Etwa 1,3 km, der Weg ist mit weiß - rot - weißen Schildchen bezeichnet.) Dieser Wall ist nicht so hoch wie die Stadtmauer von Haithabu und entstand erst nach 983, als Haithabu wieder in dänischer Hand war. Denn durch diesen Verbindungawall (sowie einen zugehörigen Vorwall) wurde die Verteidigung von Haithabu an die Dannewerkabteilung angeschlossen. - Weit im Süden sieht man eine Baumgruppe hervorragen. Sie steht auf dem sog. Königshügel, einem mächtigen Grabhügel der Wikinger. An der gleichen Stelle, an der Stein 1857 gefunden wurde, zu Füßen eines großen Grabhügels, ist der mannshohe Granitfindling aufgerichtet. Er ist der einzige Runenstein, der in Deutschland noch an seinem alten Platz im Freien steht (im Landesmuseum eine Kopie). Die Inschrift: König Sven setzte diesen Stein für seinen Gefolgsmann Skartha, der nach Westen gezogen war, aber nun den Tod fand bei Haithabu. - König Sven dürfte der Dänenkönig Sven Gabelbart (985-10l4) sein, der um 995 Haithabu zurückeroberte, nachdem sich dort nochmals Schweden festgesetzt hatten. Das Denkmal für seinen Gefolgsmann wird dadurch zur monumentalen Urkunde seines Sieges (ähnlich wie etwa die Kriegerehrungen des 19. Jahrhunderts gleichzeitig Siegesdenkmäler sind). Zurück zum Seitenanfang

Das Dannewerk

Zum Dannewerk gehören auch die Reste verschiedener Schanzen entlang der Schlei, bei Eckernförde und bei Friedrichstadt. Doch die Hauptstellung war stets die auf der Landenge zwischen Schleswig und Hollingstedt. Dort befindet sich der ca. 14 km lange Wall, der auf der Strecke zwischen Rothenkrug und Kurburg am besten erhalten ist (Dannewerk Dänenwerk - Verteidigungsstellung Dänemarks. Deshalb müßte man richtig: Danewerk schreiben).
Die Waldemarsmauer

Wie die Stadtmauer von Haithabu hat auch diese Befestigung mindestens acht verschiedene Perioden erlebt. Zunächst War sie eine Holz - Erde - Mauer wie die von Haithabu und gegen die Stadt gerichtet (zwischen 900 und 983, als Haithabu in schwedischer bzw. deutscher Hand war). Nach der Eroberung Haithabus durch Harald Blauzahn (983) wurde seine Stadtmauer durch den Verbindungswall mit dem Dannewerk verbunden. Erst danach erhieit das Hauptstück des Dannewerks eine Feldsteinmauer, nochmals Holz - Erde - Mauern und schließlich unter König Waldemar dem Großen (1157-82) von 1160 ab auf einem ca. 4 km langen Stück eine Mauer aus Ziegelsteinen. Diese ist das erste Ziegelbauwerk in Schleswig-Holstein. (Wie so häufig wurde der neue Baustoff zuerst für den Krieg nutzbar gemacht. Erst ein Menschenalter später baute man den Dom daraus. Und ehe auch Bürgerhäuser daraus erbaut wurden, sind noch mehrere Jahrhunderte vergangen!) Die Wa1demarsmauer muß 6 bis 7 m hoch gewesen sein und besaß Zinnen und einen gedeckten
Wehrgang aus Holz, der balkonartig vor der Mauerkrone entlanglief. Selbstverständlich hatte die Mauer wie die Vorgänger einen tiefen Graben vor sich, der heute noch zu erkennen ist. Von diesem erstaunlichen Mauerwerk sind nur geringe Reste übrig. Denn im Lauf der Jahrhunderte wurde es als billiger Steinbruch benutzt. Drum schone man das Wenige, das noch vorhanden ist!

 

 

 

 

 

 

 

 

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Der Heerweg

Etwas weiter westlich Rothenkrug lag das alte Tor der Befestigung, das sog. Wiglesdor, durch die der Heerweg führte. So war hier die entscheidende Stelle der ganzen Anlage; alle Kämpfe um das Dannewerk und den Zugang nach Jütland mußten zwangsläufig hier stattfinden. Denn in alter Zeit gab es neben dem Heerweg (Ochsenweg) kaum Straßen, welche für einen Heereszug geeignet waren. . Später wurde der Heerweg, der alle Höhen sorgfältig umgeht, zur Abkürzung ein kleines Stück nach Osten verlegt und ist heute mit der Straße identisch, die am Gasthof Rothenkrug in nord - südlicher Richtung vorüberführt. Sie heißt Ochsenweg, weil früher auf ihr die Rinderherden von Jütland nach Holstein (Wedel) zum Markt getrieben wurden. Dicht südlich Rothenkrug ist die Straße in ihrer ansehnlichen Breite von ca. 15 m erhalten und zeigt deutlich die Art der alten Hauptstraßen - wir würden sie als Sandwege bezeichnen: ausgefahren und zertrampelt einst, jetzt tot und bis auf einen schmalen Streifen vom Gras überwuchert. Der Ochsenweg ist ein kurzes Stück über die Kreuzung südl. Rothenkrug hinaus befahrbar, dann aber durch Anlage des Flugplatzes leider zerstört. Vorsicht, etwa 300 m davor sperrt ein Graben
den Weg'.

Der Kograben

Es lohnt sich, bis zum Rand des Flugplatzes zu Fuß zu gehen. Dort trifft man wieder auf einen niedrigen (etwa 0,6 m hohen) Wall mit Graben. Man nennt Ihn Kograben, was seine richtige Deutung lange Zeit hinderte. Schnurgerade zieht er sich vom Selker Noor in westlicher Richtung zur Rheider Au hinüber. Er dürfte der Vorgänger des Dannewerks sein und Wurde wohl um 808 durch König Göttrik gebaut, als dieser Haithabu zur Handelsstadt machte und sie - an der Grenze seines Reiches - gegen Süden schützen mußte. Etwas weiter westlich sieht man zwei große Grabhügel ("Tweebargen"), an denen der alte Heerweg vorüberführt. Wer von der Kreuzung die t Straße nach Ellingstedt verfolgt, gelangt nach 1,2 km an den Eindrucksvollsten Teil des Dannewerks. Zwar wurden Wall und Graben 1861-64 und 1945 den jeweiligenhttp://home.t-online.de/home/hsi-service/index.htm militärischen Erfordernissen angepaßt (1864: Brustwehr auf dem Wall 1945 der Graben zum Panzergraben ausgebaut), doch hat dadurch die Anlage annähernd die gleiche Größe Wiedergewonnen, die sie einstmals hatte. Deswegen vermittelt eine Fahrt bis Kurburg (Gasthof zur Linde, von Rothenkrug insgesamt 2,4 km) auf der an der Südseite des Walls entlang führenden Straße einen nachhaltigen Eindruck von der Größe dieser Wehranlage. Nach Westen setzt sich der Wall fort am Nordrande der Rheider Au,

 

stellenweise unterbrochen, bis er sich in der Gegend von Hollingstedt verliert. Grabungen haben erwiesen,daß die Befestigung ursprünglich bis zur Treene westlich Hollingstedt reichte. Dort war der entsprechende Hafen zu Haithabu, in dem die Güter wieder in Schiffe verladen und über die Treene und Eider durch die Nordsee an den Rhein oder nach England gefahren Werden konnten. (Straße nach Hollingstedt über Ellingstedt, von Rothenkrug etwa 11 km.)

In Hollingstedt steht noch eine romanische Dorfkirche, von der man sagt, sie sei von englischen Kaufleuten als Stapelhaus erbaut. Doch ist dies nur die volkstümliche Darstellung der Tatsache, daß diese Kirche im Zusammenhang mit dem westlichen Handel entstand. Dies bezeugen u. a. ihre glatten mit rheinischem Tuffstein verkleideten Außenwände. Im ehem. Hafen fand man Reste importierter Güter, vorzüglich Scherben rheinischer Töpfereien und Tuffstein. - Heute ist Hollingstedt ein Dorf. Außer der Kirche erinnert nichts mehr an seine einstige Bedeutung als Umschlagplatz im nordeuropaischen Handel der Wikingerzeit und des früheren Mittelalters. Die Treene ist ein schmales Flüßchen im breiten Tal und schiffbar nur für so kleine Fahrzeuge, wie sie längst nicht mehr für den Gütertransport gebraucht werden.

Aus der Schrift "Schleswig und die Schlei" Verlag Schleswiger Nachrichten 1954

 

 

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Die Weltstadt des Mittelalters: Haithabu

Ein früheres Zeugnis ist das Danewerk nahe Schleswig, das zum Schutz der dänischen Besitzungen zwischen Haithabu und der Treene angelegt wurde. Haithabu, das wahrscheinlich Mitte bis Ende des 8. Jahrhunderts gegründet wurde, sollte vor sächsischen Angriffen geschützt werden - es waren nämlich nicht nur die Wikinger, die auf Raubzüge gingen. Deshalb legte König Göttrik den Kograben zwischen dem Selker Noor und der Rheider Au an. Später wurde die Anlage ausgebaut und fast bis an die Treene geführt. Letztmalig instand gesetzt wurde das Danewerk im 19. Jahrhundert zum Krieg gegen Preußen und Österreich. Haithabu, die Handelsstadt an der Schlei, nahm einen besonderen Platz im Ost-West-Handel ein. Mit den Maßstäben des vorigen Jahrtausends gemessen, darf der Ort als Weltstadt gelten, mit den für den Norden auch heute noch üblichen kleineren Dimensionen. Eider, Treene und Rheider Au bildeten den Vorläufer des Nord-Ostsee-Kanals, mit dem Unterschied, daß die Schiffe die letzten Kilometer über Land getragen oder auf Rundhölzern gerollt werden mußten. Haithabu muß sehr wohlhabend gewesen sein. Davon zeugen nicht nur reichhaltige Grabfunde, sondern auch die gegenseitigen Überfälle von dänischer und deutscher Seite. Auch die Wenden und die Norweger fielen gelegentlich ein, wenn sie Kleingeld benötigten. Das darf man ruhig wörtlich nehmen, denn Haithabu verfügte über eine eigene Münzprägestätte. Haithabuer Münzen sind im Landesmuseum in Schloss Gottorf bei Schleswig zu betrachten.

 

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Das Danewerk bei Schleswig mit Haithabu um 1757

Für den arabischen Kaufmann AI-Tartushi aus Cordoba stellte sich der Ort allerdings anders dar. Schließlich kam er aus einer der Hochburgen mediterraner Kultur Er besuchte um 950 Haithabu und beschreibt den Ort in seinen Memoiren: «Haithabu ist eine 8roße Stadt am anderen Ende des Weltmeeres. Im Innern der Stadt gibt es Frischwasserbrunnen. Bis auf einige wenige Christen, die eine eigene Kirche besitzen, verehren die Menschen dort den Sirius. Zu Ehren ihres Gottes wird ein Eß- und Trinkgelage abgehalten. [...] Die Stadt besitzt nicht viele Güter und Reichtümer. Da es reichlich davon gibt, stellt Fisch das Hauptnahrungsmittel der Einwohner dar. Oft geschieht es, daß sie ein Neugeborenes im Meer aussetzen, um sich der Aufzucht zu entziehen.

»Haithabu ist ein gutes Beispiel dafür, daß die Wikinger nicht nur brandschatzten und auf Raubzüge gingen, sondern auch seßhafte Kaufleute waren. Man vermutet zwar, Haithabu sei eine friesische Gründung, doch durch die Herrschaft von König Göttrik und später König Harald Blauzahn (ca. 940-986> war der nordische Einfluß stärken Das lassen auch die gefundenen Wikingerschiffe vermuten. In dem vor wenigen Jahren neu angelegten Haithabu-Museum ist ein Prachtexemplar von 24 Meter Länge und sechs Meter Breite ausgestellt, das durch den moorigen Grund des verlandeten alten Hafens hervorragend erhalten ist. Es ist größer als das in Oslo stehende Oseberg-Schiff das 21,60 Meter in der Länge und 5,10 Meter in der Breite mißt. Allerdings ist das Oseberg-Schiff als Prunkschiff wesentlich aufwendiger gearbeitet als das Handelsschiff aus Haithabu.

Haithabu lag aber nicht nur günstig für den Ost-West-Handel, auch in Richtung Norden und Süden wurde fleißig verkauft. An der Stadt vorbei führte der Ochsenweg nach Jütland und gen Süden, so daß Haithabu im Schnittpunkt der Handelswege lag. Kein Wunder also, daß sich Heinrich 1. heftig für die Stadt und ihre Waren interessierte. 933 überfiel er sie kurzerhand und verleibte sie seinem sächsisch - fränkischen Reich ein. Harald Blauzahn holte 983 die Stadt in den dänischen Herrschaftsbereich zurück.

Von der Stadt ist nichts geblieben als der Vorwall und die im Museum ausgestellten Gegenstände. Im Vorwall, der zum Haddebyer Noor hin offen ist, sind noch die Durchlässe zu erkennen, in denen sich früher die Stadttore befinden. Der Wall hat nichts genützt, als die Stadt 1066 von den Wenden überfallen und zerstört wurde. Die Bewohner wurden entweder erschlagen oder hatten die Nase voll von Haithabu - der Ort wurde nicht wieder aufgebaut. Es mögen auch wirtschaftliche Gründe gewesen sein, die einem Wiederaufbau entgegenstanden. Die Schiffe waren zu groß geworden für den Hafen von Haithabu, die Schlei zu flach. Statt dessen wurde Schleswig gegründet.

Das waren noch überschaubare Zeiten. Zwar wechselte Haithabu ab und an den Besitzer, doch es profitierte durch den Handel ja auch von seiner Grenzlage zwischen holsteinischem und dänischem Herrschaftsbereich. Das Überfallenwerden gehörte sozusagen zum Berufsrisiko der Kaufleute. Die Reibereien entlang des Danewerks aber sollten noch weitgreifendere Bedeutung bekommen.

 

 

 

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